Was ist Vollspektrum CBD Öl?

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Direkt vorab: Der Begriff „Vollspektrum CBD“ ist etwas unglücklich zusammengewürfelt.
Er verbindet „Vollspektrum“ und „CBD“ als wäre es ein Begriff – dabei ist das CBD (Cannabidiol) Teil des Vollspektrums. Die Begriffe sind zusammen also etwas missverständlich.
Dennoch hat sich dies so eingebürgert und wird verwendet, um darauf hinzuweisen, dass es sich bei Produkten nicht um reine CBD Isolate handelt, sondern eben um Vollspektrum Produkte.

Wer bei dem Wirrwarr noch nicht ausgestiegen ist, den begrüßen wir herzlich zu diesem Beitrag. Die Lesezeit ist diesmal etwas länger als sonst und hier und da gespickt mit ein paar Fachbegriffen.
Ziel ist es, dass du am Ende weißt, was der Unterschied zwischen einem reinen Cannabidiolprodukt und einem Vollspektrum Produkt ist.

Um das Thema „Vollspektrum“ – voll (haha) verstehen zu können, gilt es erst mal einige Begriffe zu erklären. Let’s go!

  1. Pflanzliche Sekundärverbindungen – Erstens: Wir fangen mit Zweitens an!
  2. Cannabinoid – Benannt nach Cannabis. Zu Recht?
  3. Phytocannabinoid vs. Endocannabinoid – Hätte ein Begriff nicht gereicht?
  4. Terpene – Noch so ein Otto?
  5. Flavonoide – Viel Flavor aber viel zu wenig Aufmerksamkeit!
  6. Vollspektrum – Wehe das ganze Lesen hat sich nicht gelohnt!

1. Pflanzliche Sekundärverbindungen – Erstens: Wir fangen mit Zweitens an!

So, wir starten erst mal mit dem Übergriff aller Stoffe, um die es in diesem Beitrag geht: Sekundäre Pflanzenstoffe.

Pflanzen haben, wie auch Menschen, ein Stoffwechselsystem. Sekundäre Pflanzenstoffe werden von der Pflanze synthetisiert, aber nicht unmittelbar für Entwicklungs- und Wachstum Prozesse (z. B. Fotosynthese) benötigt.

Da sie also nicht im Primärstoffwechsel mitwirken, gehören Sie zu den sekundären Pflanzenstoffen.

Entsprechend zählen die Cannabinoide, Terpene und Flavonoide zu den sekundären Pflanzenstoffen. Sie tragen zur charakteristischen Ausprägung von Farbe, Geschmack und Geruch jeder Pflanze bei. Dadurch erfüllen sie essenzielle Funktionen zum Schutz vor Umwelteinflüssen und Feinden oder helfen Bestäuber anzulocken.

Okay, das war erst mal einfach zu verdauen oder? Perfekt! Dann ab in die Details!

2. Cannabinoide – benannt nach Cannabis. Zu Recht?

Cannabinoide sind chemische Verbindungen, die in vielen Lebewesen der Erde zu finden sind.
Die Zahl der bekannten Cannabinoide steigt stetig an. Im Jahr 1993 waren es noch ca. 61 [1], 2015 wurden ca. 104 [2] Cannabinoide benannt. Wikipedia benennt aktuell 113 Phytocannabinoide, die sich in der Hanfpflanze finden lassen (Diese Zahlen beziehen sich nur auf natürlich in Hanf vorkommende Cannabinoide).

Nicht alle Cannabinoide liegen zur gleichen Zeit in gleicher Konzentration in der Pflanze vor. Viele Cannabinoide sind Vorstufen, die im späteren Wachstum zu neuen Verbindungen werden. Zum Beispiel wird im Laufe des Lebens der Pflanze aus der Vorstufe CBDa (Cannabidiol – säure) später das CBD (Cannabidiol).

Interessant zu wissen ist, dass auch wenn diese Wirkstoffgruppe nach der Cannabispflanze benannt wurde, Cannabinoide unter anderem vom Kakaobaum oder dem Trüffel [3] synthetisiert werden. Auch Körper können Cannabinoide produzieren. Mehr dazu gleich.

Die Namensgebung ist dennoch nicht unberechtigt, denn der Hanf treibt es mit der Cannabinoidproduktion an die Spitze.

„Auf der ganzen Oberfläche der Pflanze, außer auf Samen und Wurzeln, befinden sich Drüsen, besonders dicht auf der Unterseite der Tragblätter entlang der Blattadern und der Blätter im Bereich der Blütenstände, die Harz bilden, das zu 80 bis 90 Prozent aus Cannabinoiden […] besteht.“

Karus M., Linden W., Murr C., & Waskow F. (1993). Katalyse-Institut für angewandte Umweltforschung, Weshalb der Hanf wiederkehren wird: über die universelle Nutzpflanze Hanf. Köln, Katalyse-Institut für angewandte Umweltforschung,

In der Hanfpflanze kommen in recht großen Anteilen CBD (Cannabidiol) und CBN (Cannabinol) sowie THC (Tetrahydrocannabinol) vor. Während das THC bekanntermaßen psychoaktive Wirkungen entfalten kann, verbleiben die restlichen Cannabinoide ohne berauschende Eigenschaften auf Körper und Geist. Das Cannabinoid Profil einer Pflanze ist je nach Hanfsorte unterschiedlich!

Für CBD Produkte ist – Überraschung – Cannabidiol das wichtigste Cannabinoid, welches aus der Pflanze extrahiert wird. Es ist aber bei Weitem nicht das Einzige.

Cannabinoide, die ebenfalls in messbaren Mengen extrahiert werden sind:

  • CBD Cannabidiol
  • CBDa Cannabidiolsäure
  • CBG Cannabigerol
  • CBC Cannabichromen
  • CBDV Cannabidivarin
  • THC Delta-9-Tetrahydrocannabinoid
  • THCa Tetrahydrocannabinolsäure

3. Phytocannabinoid vs. Endocannabinoid – Hätte ein Begriff nicht gereicht?

Nein, leider nicht. Wie es immer mit der Wissenschaft ist, hat alles seine Ordnung und entsprechend entscheidet man hier auch ordentlich zwischen den Cannabinoiden, die in Pflanzen vorkommen, und solchen, die im Körper vorkommen.

Phytocannabinoid kommt vom griechischen „phyto“ für Pflanze und beschreibt Cannabinoide, die von Pflanzen synthetisiert und verwendet werden. Die Cannabinoide der Hanfpflanze übernehmen Aufgaben wie:

  • Schutz vor Fressfeinden
  • Schutz vor schädlichen Mikroben und Pilzen
  • Resistenz gegen UV-Strahlung

Wie bereits erwähnt, hat die Hanfpflanze ein besonders ausgeprägtes Phytocannabinoid-Profil und ist damit bisher einzigartig in der Pflanzenwelt – dennoch gibt es eine ganze Reihe an Pflanzen, die ebenfalls ihre eigenen Phytocannabinoide bilden.
Aber halt Stopp! Da es hier primär um Hanf geht, werden wir das erst mal nicht weiter ausführen. Wenn du jetzt aber Feuer gefangen hast für dieses Topic und du zu weiteren Pflanzen und ihren Cannabinoiden Infos wünscht – lass es uns in den Kommentaren wissen!

OK, weiter gehts!

Endocannabinoid setzt sich aus dem griechischen „endo“ für „Innen“ und „cannabinoid“ zusammen. Endocannabinoide sind entsprechend alle Cannabinoide, die im Inneren des Körpers vorkommen.
Mit „Körper“ sind hier alle Wirbeltiere, also Säugetiere (inklusive Mensch), Vögel, Reptilien und Fische gemeint. Dazu kommen außerdem noch einige wirbellose Vertreter wie zum Beispiel Muscheln und die besonders beliebten Egel und Fadenwürmer.

Ein paar klug klingende Beispiele für endogene Cannabinoide sind Anadamid, Noladinether und 2-Arachidonglycerol welche alle aus der Omega-6-Fettsäure Arachidonsäure gebildet werden. [4] Endogene Cannabinoide sind sogar in Muttermilch zu finden!

Endocannabinoide sind an vielen Prozessen im Körper beteiligt:

  • Im zentralen Nervensystem an Motorik, Appetitregulation, Schmerzverarbeitung und Emotionen[5]
  • Im Immunsystem als Regulation der Immunzellen [6]
  • Schutz vor Schadensereignissen im zentralen Nervensystem [7]
  • Wirkt gegen Gewebevermehrung (Proliferation) [8]

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Vorkommen von Cannabinoiden in fast allen Lebewesen Gruppen nachgewiesen wurde. Egal ob Pflanze, Muschel oder Mensch – Cannabinoide gehören als Wirk- und Botenstoffe schlichtweg zum Leben dazu und sind ein natürlicher Teil unserer Stoffwechselprozesse.

4. Terpene – noch so ein Otto?

Als Hauptbestandteil der von Pflanzen produzierten ätherischen Öle gehören auch die Terpene zu den sekundären Pflanzenstoffen.
Für uns erkennbar sind sie an einem charakteristischen Duft, den wir angenehm finden und meist direkt einer Pflanze, Frucht oder Blüte zuordnen können.

Die Streber-Definition von Terpenen lautet:

„Terpene sind kettenförmige oder cyclische Naturstoffe, deren Kohlenstoffgerüst sich formal von Isopren (2-Methyl-1,3- Butadien) ableiten.“ [9]

Behr A. & Seidsticker T. (2018).Einführung in die Chemie nachwachsender Rohstoffe. Springe Verlag: Berlin, S.220


Der Chemiker Otto Wallach beschäftigte sich Ende der 1890er-Jahre so intensiv mit Terpenen, dass er den generellen Aufbau erkannte und die noch heute gültige Isopren Regel formulierte. Dafür kassierte er 1939 auch einen Nobelpreis in Chemie. [10]

Mit seiner Arbeit hat er einen enorm wichtigen Beitrag geleistet, um diese faszinierende Stoffgruppe zu verstehen!

Terpene gibt es wirklich sehr, sehr viele. Wir reden hier von fünfstelligen Zahlen. Über 200 [11] davon haben es in die Hanfpflanze geschafft.

Ätherische Öle sind pharmakologisch aktive Substanzen [12] und wirken im Körper zum Beispiel auf Muskel und Nerven.
Das besondere an Terpenen ist, dass sie nicht nur gut schmecken und riechen, sondern auch viele gesundheitsfördernde Eigenschaften haben. Nicht umsonst finden Öle gewonnen aus Kräutern, Blättern, Früchten oder Hölzern schon seit Jahrtausenden medizinische Anwendungen bei allen Völkern der Welt.

Welche Terpene sind in Hanf?
Die bekanntesten Vertreter von ätherischen Ölen, die man auch in der Hanfpflanze findet, sind Limonen (findet sich sonst vorzugsweise in Zitrusfrüchten), Pinen (Nadelhölzer wie Tanne oder Pinien) und Linalool (bekannt aus Lavendel).

Auch das Terpen Thema bietet reichlich Stoff für einen eigenen Beitrag, den wir auch in Angriff nehmen werden. Bis dahin behalte dein neues Wissen über Terpene aus der Hanfpflanze im Hinterkopf, wir brauchen das gleich noch mal!

5. Flavonoide – viel Flavor aber viel zu wenig Aufmerksamkeit!

Es scheint, als würden die Flavonoide wegen ihrem geringeren Vorkommen in der Hanfpflanze auch geringer beachtet werden.

Die Farb- und Aromastoffe bilden aber eine vielversprechende Gruppe von sekundären Pflanzenstoffen. In der Cannabispflanze erfüllen die Verbindungen ihren Zweck, indem sie ebenso wie Terpene den Geruch, Geschmack und die Farbe der Pflanze beeinflussen.

Ungefähr 20 [13] Flavonoide befinden sich in der Cannabispflanze. Einige Flavonoide sind sogar recht bekannt und werden für ihren gesundheitlichen Nutzen geschätzt.

Hier ein paar Beispiele:

  • Kaempferol – findet man zusätzlich in Kiefer, Aloe vera oder Rosmarin
  • Apigenin – ebenfalls zu finden in Kamille
  • Quercetin – findet man auch in Brokkoli, Beeren oder roten Trauben

Small Talk Wissen: Es gibt Flavonoide, die nur in der Hanfpflanze vorkommen wie das Cannaflavin. [14]

Und jetzt Achtung, es folgt ein wenig Fach-Chinesisch:
In Zellmodellen wurden entzündungshemmende Eigenschaften deutlich. Dies erfolgte vor allem durch die Hemmung von pro-inflammatorischen Mediatoren wie Eikosanoide, Zytokine, Adhäsionsmoleküle und C-reaktive Proteine.[15]

Neben den antientzündlichen Prozessen zeigte die Studie „Anti-Cancer Potential of Cannabinoids, Terpenes, and Flavonoids Present in Cannabis“ auch eine Vielzahl von Anti-Krebs Wirkungen in Versuchen auf. [16]

Wir merken uns: Flavonoide we like!

6. Vollspektrum – Wehe das ganze Lesen hat sich nicht gelohnt!

Nachdem wir jetzt die wichtigsten Wirkstoffe ausführlich vorgestellt haben, bist du bereit für die Auflösung zu der Frage: Was ist ein Vollspektrum Extrakt?

Ein CBD Produkt darf sich dann erst Vollspektrum schimpfen, wenn neben CBD auch Terpene und Flavonoide enthalten sind UND das Cannabinoid Profil weitere Cannabinoide vorweist (siehe Punkt 1).

Sobald auch nur einer dieser Inhaltsstoffe fehlt, handelt es sich nicht mehr um ein Vollspektrum. Schon ein Produkt mit einem THC Wert von 0,00 % ist streng genommen kein Vollspektrum mehr – es enthält nicht das volle Spektrum an Cannabinoiden. Man spricht hier von einem Breitspektrum.

Eine noch weiter reduzierte Stufe wäre das Monospektrum. In diesem Fall besteht ein Produkt aus einem CBD-Isolat und enthält keine weiteren Wirkstoffe aus dem Hanf.


Da du diesen Beitrag mit höchster Aufmerksamkeit gelesen hast, wird dir nun auch auffallen, wie Schade es ist, wenn ein CBD-Öl auf die wertvollen Flavonoide und Terpene verzichten muss.

Fehlen diese Wirkstoffe, geht außerdem auch der Entourage Effekt verloren. Letzter Fachbegriff – versprochen!

Der Entourage Effekt beschreibt die Annahme des verbesserten Wirkungsgeschehens, dass durch das Zusammenwirken der unterschiedlichen Substanzen entsteht. [17]

Es lässt sich Schlussfolgern, dass dieser Effekt nur bei Vollspektrum Produkten gegeben ist, bei denen alle Wirkstoffe enthalten sind.


Wenn du hier unten angekommen ist. Spitzenmäßig! Wir hoffen, du hast den wilden Ritt durch das Basiswissen über die Wirkstoffe in Hanf gut überstanden.
Im besten Fall hattest du beim Lesen sogar ein bisschen Spaß und konntest einiges an Wissen mitnehmen.

Abschließend wollen wir noch eine Frage in eigener Sache beantworten:

Sind die CBD Öle von HANV Vollspektrum Produkte?
– Ja.

Vielen Dank für deine Zeit und dein Interesse an der großartigen Hanfpflanze und bis zum nächsten Beitrag.

Deine Michelle von HANV.


Hinweis: Bitte lies den Haftungsauschluss.

Quellenangaben

  1. Karus M., Linden W., Murr C., & Waskow F. (1993). Katalyse-Institut für angewandte Umweltforschung, Weshalb der Hanf wiederkehren wird: über die universelle Nutzpflanze Hanf. Köln, Katalyse-Institut für angewandte Umweltforschung,
  2. Grotenherem F. (2015). Cannabidiol CBD Ein cannabishaltiges Compendium. (Neuauflage), Nachschatten Verlag Solothurn
  3. Pacionia G., Rapinobc C. et al. (2015). Phytochemistry, Volume 110, Seiten. 104-110
  4. Sueddeutsche Zeitung ( o.J) Endocannabinoide – wichtige Botenstoff unseres Körpers.
  5. Consroe P.(1998). Brain Cannabinoid Systems as Targets for the Therapy of Neurological Disorders. Neurobiol. Dis. 5 Seiten 534-551
  6. Ullrich O. (2005). Immunmodulation und Tumortheraphie – Endocannabinoide können mehr. Pharmazeutische Zeitung.de
  7. edb.
  8. De Petrocellis L. et al. 1998. The endogeneous cannabinoid anandamide inhibits human breast cancer cell proliferation. Proc. Natl. Acad. Sci. 95, Seiten 8375-8380.
  9. Behr A. & Seidsticker T. (2018).Einführung in die Chemie nachwachsender Rohstoffe. Springe Verlag: Berlin
  10. edb.
  11. Grotenherem F. (2015). Cannabidiol CBD Ein cannabishaltiges Compendium. (Neuauflage), Nachschatten Verlag Solothurn
  12. Behr A. & Seidsticker T. (2018).Einführung in die Chemie nachwachsender Rohstoffe. Springe Verlag: Berlin
  13. Tomko A. et al. (2020). Cancer Potential of Cannabinoids, Terpenes, and Flavonoids Present in Cannabis
  14. edb.
  15. Serafini M. et.al (2010). Flavonoids as anti-inflammatory agents
  16. Tomko A. et al. (2020). Cancer Potential of Cannabinoids, Terpenes, and Flavonoids Present in Cannabis
  17. Goldstein Ferber S. (2020) The „Entourage Effect“: Terpenes Coupled with Cannabinoids for the Treatment of Mood Disorders and Anxiety Disorders

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